E-Learnung macht Schule. Seit kurzem bietet Jan Müller, der mit Vera F. Birkenbihl gehirn-gerechte Lernspiele entwickelt, bei der Workshopwelt Online-Zeichenkurse an, in denen jeder lernt, von Anfang an richtig und ausdrucksstark zu zeichnen. Der nächste Kurs „Genialisch Zeichnen“ beginnt am 12. November.
Genialisch Zeichnen: Jan Müller zeigt Kindern, wie man ein Blitzportrait durchs Fenster paust. |
„Die Kursteilnehmer laden sich die Übungshefte herunter, zeichnen zu Hause, scannen ihre Bilder ein und stellen sie als Grafikdatei in den virtuellen Klassenraum“, erklärt Workshopleiter Janek. „Noch am gleichen Tag bekommen sie Rückmeldung mit Vorschlägen und Anregungen.“
Für Jan Müller ist das Internet inzwischen das größte Grafikarchiv der Welt, denn es bietet in Sekundenschnelle Zugang zum gesamten Weltkulturerbe. Verweise zu Werken von Dürer, Busch, Picasso, Pollock oder Hundertwasser gestatten es den Kursteilnehmern, die Zeichentechniken der Meister zu studieren. Über die Bildersuche finden sie Vorlagen zum Üben von Portraits, Figuren, Tieren und Landschaften. Darum bietet das Internet für Jan Müller das ideale Medium, von Anfang an richtig und ausdrucksstark zeichnen zu lernen.
Als Grafiker einer PR-Agentur musste er oft kurz vor Redaktionsschluss in Windeseile Illustrationen herstellen. Dazu nutzte er Methoden, die auf Anhieb gute Zeichnungen ergeben und den Teilnehmern sofort Erfolgserlebnisse bescheren. „Die Arbeiten der Kursteilnehmer sind so überzeugend“, erklärt Janek, „dass ich immer wieder gefragt werde, ob auch Anfänger mitmachen können. Tatsache ist, dass die Hälfte der Kursteilnehmer vorher behauptet, nicht zeichnen zu können. Das ändert sich schon bei der ersten Übung, bei der die eigene Handschrift zum Zeichnen verwendet wird. Dabei wird jedem klar: Wer schreiben kann, kann automatisch auch zeichnen.“
Die spielerische Leichtigkeit, die gehirn-gerechtes Lernen ausmacht, fasste eine Kursteilnehmerin in dem schlichten Satz zusammen: „Zeichnen hat mir noch nie so viel Spaß gemacht.“
Experten-Interview vom 26. August 2006
Foto: Janek (Jan Müller) macht ein Blitzportrait als Fensterpause
Zeichnen - ich gebe zu, ich habe früher gern und viel gezeichnet. Und dann habe ich es irgendwann eingestellt. Wie viele, nehme ich an. Dabei kann Zeichnen einen Heidenspaß machen. Wenn man es kann. Unser Kursleiter Jan Müller gibt Tipps für einen gelungenen (Wieder-)Einstieg ins Zeichnen.
Herr Müller, die meisten Kinder zeichnen gern und praktisch von selbst, die meisten Erwachsenen nicht mehr. Wie kommt das?
Kinder spüren noch die ungetrübte Freude daran, eine Spur zu hinterlassen, die Welt mit Stift und Farbe zu begreifen. Dabei ist es ihnen egal, ob sie ein Blatt Papier, Tische, Wände oder eine beschlagene Scheibe bekritzeln. Sie drücken beim Zeichnen spontan aus, wie sie ihre Umwelt sehen und kümmern sich wenig darum, ob das Strichmännchen, das ihren Papa symbolisieren soll, ihrem wirklichen Papa ähnelt.
Im Alter von 10, 12 Jahren erwacht dann in ihnen das Bedürfnis, die Welt zu zeichnen, „wie sie wirklich ist“, und sie finden ihre früheren Strichmännchen abscheulich. Bei diesem naturalistischen Zeichnen müssen wir aber genau hinschauen, wie die Welt nun *wirklich* aussieht. Und das widerspricht dem Wissen, das unsere linke Gehirnhälfte von den Dingen gespeichert hat.
Die linke Gehirnhälfte weiß: Ein Würfel hat sechs gleich große Flächen. Für das Auge aber sehen die sechs Flächen aufgrund der Perspektive völlig unterschiedlich aus. Deshalb fällt es den meisten auch schwer, die Umwelt in richtiger Perspektive aufs Blatt zu bringen. Sie empfinden Zeichnen als schwierig und hören schließlich ganz damit auf.
Was haben denn, Ihrer Meinung nach, die Gehirnhälften mit Zeichnen zu tun? Und ist die Theorie von der geteilten Arbeitsweise des Gehirns nicht schon wieder überholt?
Ich gebe zu: Das Zuordnen bestimmter Fähigkeiten zur linken oder rechten Gehirnhälfte ist eine starke Vereinfachung. Es veranschaulicht aber sehr einprägsam den Unterschied zwischen verbalem und visuellem Denken.
Und da wir beim Zeichnen nun mal optische Informationen verarbeiten, sollten wir dabei die Gehirnregionen nutzen, die für die visuelle Datenverarbeitung zuständig sind – vereinfacht und bildlich ausgedrückt: die rechte Gehirnhälfte.
Beim naturalistischen Zeichnen müssen wir das Motiv mit dem Auge abtasten und dabei seine Konturen aufs Papier bannen. Wir achten nicht auf Gegenstände, sondern auf Linien, Winkel und Kurven – wie ein Rennfahrer beim Abfahren der Strecke. Dieses Nachfahren von Linien kann man etwa mit der Tätigkeit eines Fotokopierers vergleichen und am leichtesten beim Durchpausen üben.
Das wird allerdings von vielen verpönt. Stattdessen studieren sie die Gesetze der Perspektive und den Aufbau von Kopf und Figur. Damit sprechen sie aber hauptsächlich das begriffliche Denken an, das das spontane Sehen und Zeichnen eher behindert. Darum nutze ich Hilfsmittel und Methoden, die automatisch zum richtigen Sehen führen, damit wir uns von vornherein an ein richtiges und ausdrucksstarkes Zeichnen gewöhnen.
Wenn ich also beispielsweise einen Baum oder eine Katze zeichnen wollte, wie müsste ich dazu vorgehen?
Der Baum ist ein feststehendes Objekt. Das Einfachste ist, ihn durchs Fenster zu betrachten und seine Konturen auf der Fensterscheibe durchzupausen. Diese Fensterpause dient uns dann als Vorlage für weitere Skizzen und Studien, mit denen wir Aufbau und Gestik des Baumes einfangen.Wenn die Katze schläft, können wir sie ebenfalls durch eine Scheibe pausen, zum Beispiel an einem Spiegel. Bewegt sie sich aber, müssen wir die Bewegung mit schnellen Gestikskizzen einfangen. Auch das können wir mit einer Fensterscheibe, einem Spiegel oder anhand eines Fotos üben. Sobald das richtige Zeichnen zur Routine geworden ist, können wir auf diese Hilfsmittel verzichten.
Kann man Zeichnen überhaupt in einem Online-Kurs lernen?
Zeichnen lernt man durch Zeichnen. Der Anstoß dafür kommt erstens von innen und zweitens von außen. Die fachkundige Anleitung kann ein Kunstdozent geben, ein Buch oder auch ein Fernkurs.In einem Online-Workshop bekommen Sie die Übungen zunächst schriftlich wie bei einem Buch. Sobald Sie die Zeichnungen aber ins Forum einstellen und Feedback erhalten, ähnelt die Situation eher dem Klassenraum der Kunsthochschule. Auch dort gibt nicht nur der Professor seine Korrektur, sondern Sie haben zusätzlich den Vergleich mit Ihren Studienkollegen.
Haben Sie noch ein paar Tipps für uns, was wir tun können, um einfacher und schneller zu zeichnen?
Als erstes die Angst vor dem Blatt verlieren. Wenn der schwungvolle Strich, mit dem ich ein Blatt bekritzelt habe, nichts geworden ist, wandert es einfach in den Papierkorb. Deswegen rate ich auch dazu, am Anfang mit billigem Papier oder einem dicken Stapel Schmierpapier zu üben.Für eine Märchenillustration mache ich zum Beispiel bis zu 20 schnelle Skizzen, die ich später alle wegwerfe. Jede Skizze pause ich durch und verfeinere dabei die Zeichnung. Ich gebe ihr Ausdruck und phantasievolle Details, bis ich mit der Reinzeichnung zufrieden bin.
Als zweites die Scheu vorm Durchpausen verlieren. Das Pausen gehört zur Routine jedes Grafikers, wenn er aus einer Skizze in mehreren Schritten die Reinzeichnung entwickelt.
Und als drittes die Angst davor verlieren, seine innersten Gefühle zu zeigen. Nur das macht eine Zeichnung ausdrucksstark und ergreifend.
Jan Müller ist Illustrator und Grafiker. Er illustriert Märchen, Sachbücher und Artikel in Fachzeitschriften. Sein Wissen gibt er seit über 30 Jahren an vielen Orten der Welt an Kinder und Erwachsene weiter und bietet auch bei uns einen gleichnamigen Workshop zum Thema an.
Interviewer: Heike ThormannPressemitteilung vom 14. August 2006
Richtig Zeichnen ist leichter als Lesen und Schreiben
Online “Genialisch zeichnen lernen”
von Angelika Stein
Foto: Jan Müller macht ein Blitzportrait als Fensterpause
14. August 2006. Bei der workshop-welt.de kann jetzt jeder in wenigen Tagen lernen, wie man richtig und voller Ausdruckskraft zeichnet. Der erste Online-Workshop “Genialisch Zeichnen” beginnt am 3. September. Wer etwas Glück und Talent hat, kann mit einer simplen Strichzeichnung einen Gutschein gewinnen.
“Der Trick für richtiges Zeichnen besteht darin, von Anfang an die rechte Gehirnhälfte zu aktivieren, die für bildhaftes Denken und optische Informationen zuständig ist”, erklärt Workshopleiter Jan Müller (60). “Leider fördert die Schule unsere Kreativität nicht. Darum glauben viele Menschen, sie hätten zum Zeichnen kein Talent. Dabei ist Zeichnen viel leichter als Lesen und Schreiben!”
Den Beweis für diese Behauptung sieht jeder Kursteilnehmer durch Vergleich seiner eigenen Zeichnungen vor und nach dem Kurs. “Als Grafiker einer PR-Agentur musste ich jahrelang in Windeseile Illustrationen für Zeitungsartikel aus dem Ärmel schütteln”, sagt Müller, der sich als Grafiker Janek nennt. “Dabei benutzte ich einfache Methoden, die sofort zum Erfolg führen. Diese Techniken kann jeder nutzen, um auf Anhieb gute Zeichnungen herzustellen.”
Wer eine vergünstigte Teilnahme am ersten deutschen Online-Zeichenseminar gewinnen will, zeichne aus Schrift- und Satzzeichen drei Gesichter - ein fröhliches, ein trauriges und ein wütendes - und sende seine Zeichnung bis zum 28. August 2006 als GIF-Grafik an GenialischZeichnen( at )web.de. Der originellste Entwurf wird mit einem Gutschein für den Kurs belohnt.